“The Becoming”, ein ikonischer Track von Skinny Puppy, ist mehr als nur Musik – es ist eine audiovisuelle Erfahrung, die den Hörer in eine Welt aus eisiger Mechanik und dystopischem Schrecken entführt.
Entstanden in der späten Phase der Industrial-Musik-Bewegung der 80er Jahre, verkörpert “The Becoming” die düstere Ästhetik und experimentellen Geist, der das Genre prägte. Skinny Puppy, bestehend aus cEvin Key, Dwayne Goettel und Nivek Ogre (das Rückwärtsgeschriebene seines eigentlichen Namens, Kevin Ogilvie), revolutionierte die Industrial-Szene durch ihre innovative Verwendung von Synthesizern, Samples und verzerrten Vocals.
“The Becoming” zeichnet sich durch seinen hypnotischen Rhythmus aus, der den Hörer in einen tranceartigen Zustand versetzt. Tiefgründige Basslinien pulsieren wie ein mechanisches Herz, während scharfe Synth-Melodien wie eisiger Wind um den Hörer wehen. Die Vocals von Nivek Ogre sind verzerrt und unheimlich, sie erzählen eine Geschichte von Transformation und Selbstzerstörung.
Das Stück beginnt mit einem bedrohlichen Schweigen, gefolgt von einem düsteren Synthesizer-Riff, das sich langsam aufbaut und immer mehr Intensität gewinnt. Die Beats setzen dann ein, zunächst spärlich, aber stetig an Drive gewinnend. Ogres Vocals brechen durch die instrumentale Wand, voller Schmerz und Verzweiflung, doch gleichzeitig mit einer gewissen hypnotischen Anziehungskraft.
Die Texte von “The Becoming” sind vielschichtig und offen für Interpretationen. Sie sprechen Themen wie Entfremdung, technologische Abhängigkeit und den Zerfall der menschlichen Identität an. Der Titel selbst, “The Becoming”, deutet auf einen Prozess der Verwandlung hin – eine Reise ins Unbekannte, die sowohl Hoffnung als auch Angst birgt.
Skinny Puppy war bekannt für ihre theatralischen Live-Auftritte, bei denen sie düstere Szenerien schufen und mit Masken und Kostümen experimentierten. Die Musik der Band wurde oft mit Horrorfilmen verglichen, dank ihrer düsteren Atmosphäre und ihrer experimentellen Natur. “The Becoming” ist ein perfektes Beispiel für diese Ästhetik, die den Hörer in eine Welt voller düsterer Schönheit und mechanischer Perfektion entführt.
Doch Skinny Puppy war mehr als nur musikalische Schocktherapie. Die Band nutzte ihre Musik, um gesellschaftliche Kritik zu üben und auf Themen wie Umweltverschmutzung, Militarismus und politische Unterdrückung aufmerksam zu machen. “The Becoming” kann somit auch als eine Metapher für den Wandel, den die Menschheit durchmachen muss, gesehen werden: einen Wandel hin zu einem bewussteren Umgang mit der Natur und den Herausforderungen der Zukunft.
Die Musik von Skinny Puppy, insbesondere “The Becoming”, hat Generationen von Musikern beeinflusst und die Grenzen des Industrial-Genres erweitert. Sie bleibt relevant, weil sie Fragen aufwirft, die auch heute noch aktuell sind: Wie verändert Technologie unsere Identität? Welche Verantwortung tragen wir für die Zukunft unseres Planeten?
Ein Einblick in die musikalische Anatomie von “The Becoming”:
- Rhythmus: Komplex und treibend, mit wechselnden Tempi.
- Melodie: Dunkel und atmosphärisch, geprägt von dissonanten Intervallen.
- Harmonie: Minimalistisch und düster, oft mit tiefen Basslinien.
- Vocals: Verzerrt und kraftvoll, voller Emotion und Dramatik.
- Sounddesign: Experimentell und innovativ, mit Verwendung von Samples, Synthesizern und Effekten.
Skinny Puppy löste sich 1995 auf, aber ihre Musik lebt weiter. “The Becoming” bleibt ein Meisterwerk des Industrial-Genres, ein düsteres und faszinierendes Klangbild, das den Hörer tief in seine emotionale Tiefe entführt.